Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte

QFRG 73 - Müntzers Erbe. Werk, Leben und Theologie des Hans Hut

G. Seebaß, Gütersloh 2002, € 76,-

Die Arbeit - eine Erlanger Habilitationsschrift aus dem Jahr 1972 - hat erstmals das von mystischem Spiritualismus und Apokalyptik geprägte Täufertum Hans Huts (gest. 1527), das sich vor allem auf Andreas Bodenstein von Karlstadt und Thomas Münt-zer zurückführt, umfassend dargestellt und damit einen entscheidenden Beitrag zum Weg der Täuferforschung von "Monogenesis to Polygenesis" geleistet. In ihren drei großenTeilen legt die Arbeit zunächst eine quellenkritische Grundlage für die Schrif-ten Huts und die Überlieferung des gegen ihn geführten Prozesses. In dem folgen-den biographischen Versuch, wird der Weg Huts vom vorreformatorischen Kirchner zum reformatorischen Flugschriftenhändler geschildert, der vor allem von Thomas Müntzer beeinflußt wurde, dessen theologische Konzeptionen auch nach dem Bau-ernkrieg - wenn auch in veränderter Gestalt - bewahrte und mit seiner apokalypti-schen ‚Versiegelungstaufe' zum Begründer eines ganz eigenen Zweiges des Täufer-tums wurde. Freilich war dem keine dauerhafte Wirkung beschieden, weil Hut selbst seine charakteristische Apokalyptik als Arkanlehre behandelte und seine führenden Anhänger sehr bald von den Obrigkeiten aus Sorge vor einem neuen Bauernauf-stand hingerichtet wurden. Schließlich wird umfassend Huts Theologie erarbeitet: das diese kennzeichnende ‚von allen Kreaturen verkündete Evangelium', nach dem die Schöpfung und entsprechend auch der Mensch nach dem Fall nur durch christförmi-ges Leiden an ihr Ziel kommt, sowie die Erwartung eines Endgerichts über alle gott-losen ‚Schriftgelehrten' und ‚Tyrannen' für den Sommer 1528, in dem nur die mit dem Kreuz an der Stirn Versiegelten verschont, ja sogar selbst daran teilnehmen würden. Ein Nachwort behandelt die seit 1972 auf diesem Gebiet erfolgte weitere Forschung.