Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte
QFRG 71 - Herrschaftskrise und Reformation
W. Breul-Kunkel, Gütersloh 2000, € 39,95Die Studie ist ein Beitrag zur noch wenig erforschten Geschichte der Reichskirche in der vor- und frühreformatorischen Periode. Die alten und angesehenen Reichsabteien Fulda und Hersfeld standen von ihrer Größe her mittleren bzw. kleineren Bistümern nicht nach. Ihre Geschichte im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch schwerwiegende politische und religiöse Krisen, welche die selbständige politische Existenz der beiden geistlichen Fürstentümer gefährdeten. Die auf umfangreichen Archivmaterial basierende Marburger Dissertation untersucht zunächst die von Hersfeld ausgehende und auf Fulda übergreifende vorreformatorische Herrschaftskrise unter Berücksichtigung des regionalen politischen Kräftespiels (Hessen, Henneberg, Mainz, Würzburg) und der kaiserlichen Politik. Der zweite Hauptteil der Studie gilt der fast nahtlos an diese Vorgänge anschließenden evangelischen Predigt und der von ihr ausgelösten religiös-sozialen Bewegung, welche die beiden geistlichen Fürstentümer in eine existenzbedrohende Legitimationskrise führte. Die Aufmerksamkeit gilt dabei insbesondere dem Beziehungsgeflecht der Protagonisten inner- und außerhalb der beiden Reichsabteien, den Hauptthemen der evangelischen Predigt, der sozialen Basis der religiösen Bewegung und ihren politischen Implikationen für die geistliche Herrschaft, wie sie im Aufstand der Bürger und Bauern von 1525 kulminierten. Ihm widmet sich der letzte Teil der Arbeit, der unter Heranziehung bislang ungenutzten Archivmaterials nachzeichnet, wie diese Vorgänge die beiden Reichsabteien in unterschiedliche außenpolitische Bindungen und divergierende religiöse Ausrichtung führten.